Diskussion mit den fünf Bürgermeisterkandidaten

Freundeskreis als Vermittler vorgeschlagen

Dienstag, den 20. August 2019 - 19:30 Uhr im Kranhaus

Am Ende der Diskussion zwischen den Bürgermeisterkandidaten, dem Eigentümer und der Öffentlichkeit wird der Freundeskreis vom Bürgervorsteher, Andreas Hahn, als Vermittler in der festgefahrenen Auseinandersetzung über die Zukunft der Knechtschen Hallen vorgeschlagen: "Herr Jähne, nehmen Sie das in die Hand!"

 

Für die rund 180 Besucher*innen der Diskussionsveranstaltung mit allen fünf Bürgermeisterkandidaten reichte der Platz im Kranhaus nicht aus. Selbst auf dem Bürgersteig standen noch Interessierte, um die Statements zu hören.

Der Freundeskreis hatte fünf Fragen vorbereitet, die alle Kandidaten auf dem Podium nacheinander beantworten mussten. Dabei ging es beim Stadtumbau um die Rolle der Verwaltung im Allgemeinen und die des Bürgermeisters (BM) im Besonderen und um die Bedeutung der Zivilgesellschaft in diesem Prozess. Und natürlich ging es immer wieder auch um den Erhalt der Knechtschen Hallen (KH) und die Frage, wie der stockende Prozess vorangetrieben werden kann.

Der amtierende BM Volker Hatje sieht sich als Koordinator, Moderator und Mediator im Gesamtkonzept. Der Veränderungsprozess soll unter Beteiligung der Menschen in Elmshorn gestaltet werden. Um diese Beteiligung zu schaffen, spiele der Freundeskreis eine wichtige Rolle. Der Erhalt der KH, als historisches und kulturelles Erbe sei ihm eine Herzensangelegenheit. Es gäbe einen intensiven Dialog mit allen Frak-tionsvorsitzenden, dem BM und dem Eigentümer, um nach Lösungen zu suchen. Grundstücksverhandlungen seien aber stets vertraulich.


Für Tafin Ahsbahs ist die Verwaltung der Diener der Zivilgesellschaft. Diese könne Vorschläge unterbreiten, z.B. über ein Ticket-System. Der BM müsse die Anliegen steuern, leiten und für den niederschwelligen Rahmen sorgen. Die alte und neue Zeit müsse zusammen gebracht werden. Wichtig seien eine offene Kommunikationsstruktur und die Suche nach einem gemeinsamen Nenner unter Berücksichtigung hoheitlicher Rechte und vorgegebenen Ordnungsmaß-nahmen.

Thomas Phillipp Reiter sieht den BM als Treiber, Motor und Chef des Stadtumbaus. Die Bürger seien Akteure und die Medien könnten ein wichtiges Sprachrohr für deren Interessen sein. In erster Linie hätte der BM eine Kommunikations-aufgabe und nicht die Organisation der nur 500 Mitarbeiter zählenden Verwaltung. Die KH wären die Triebfeder für seine Kandidatur gewesen. Darin stecke viel Potential für junge Unternehmer und niederschwellige Angebote. Beruflich bringe er für diese Aufgabe Erfahrung mit.

Dem jüngsten Kandidat, Jonas Stiefel, ging es vor allem darum,  Platz für Kulturschaffende in den KH zu schaffen. Das Alte solle nicht integriert, sondern selbst entwickelt werden. Dafür regte er die Bildung eines Bürgerrates an, um die Zivilgesellschaft zu beteiligen. Solche Projekte wären bereits erfolgreich erprobt. Wenn der Prozess am Eigentümer scheitern würde, gäbe es im extremsten Fall die Möglichkeit der Enteignung.

Der Bürgermeister müsse diesen Prozess intensivieren.

Uwe Graw appellierte an den Eigentümer, die KH an die Stadt zu verschenken und war ansonsten dem Thema, wie er selbst betonte, rhetorisch nicht gewachsen. Als Konsequenz kündigte er an, auf seine Kandidatur zu verzichten. Diese Ankündigung wurde mit Respekt wahrgenommen.

 

Einig waren alle Kandidaten für den Erhalt der Knechtschen Hallen.

 

Nach der Podiumsrunde begaben sich nunmehr vier Kandidaten in die Mitte der Besucher*innen, um sich im "fishbowl"-Format den Fragen der Öffentlichkeit zu stellen.

 

Die Spannung stieg, als nach der Publikumsfrage über die Bodenbelastung der Eigentümer, Frank Sachau, selbst in die Runde kam. Auch er bekannte sich für den Erhalt des Gebäudekomplexes und benannte als Beweis dafür seine zahlreichen Aktivitäten, um das Gebäude vor weiteren Verfall zu schützen. Er selber sei mit vier Investoren in Kontakt getreten. Seine Vorgabe sei allerdings gewesen, alle drei Hallen zu erhalten. Das sei ein großes Vorhaben, für die mindst. 80 Mio Euro zu kalkulieren seien. Er schlug vor, sich zuerst auf die Halle an der Schlossstraße zu konzentrieren, weil diese mit der vorhandenen Raumtiefe z.B. für die Herrichtung von Wohnraum, einem Hotel oder die Unterbringung von Schulungsräumen geeignet sei. Die Nordakademie würde z.B. aus allen Nähten platzen. Zuerst müsse Klarheit über die Zielnutzung herrschen. Wenn man sich auf eine Nutzungsbestimmung mit der Stadt einigen könne und ein Investor gefunden wäre, würde er sich auch an seinem Versprechen, die Bodenuntersuchungen zu finanzieren, halten.

Zum Dissens kam es allerdings, als er behauptete, dass bisher mit der Stadt nie wirklich konkret verhandelt worden sei. Das rief den Bürgervorsteher auf den Plan, der vehement dem Grundton der guten Absichten widersprach. Sowohl das großflächige Einzelhandelskonzept des Eigentümers, als auch seine Vorstellungen über den Verkaufspreis, ließen sich nicht mit dem Konzept der Stadt und den Vorgaben eines Sanierungsgebietes vereinbaren. Auch würde die fehlende Bodenuntersuchung auf Altlasten eine konkreten Wertbestimmung des Grundstücks verhindern.

 

Alle Bürgermeister-Kandidaten und auch die Wortbeiträge aus dem Publikum plädierten für eine transparente Kommunikation, z.B. unter Beteiligung eines Mediators in Form eines Runden Tisches, um den festgefahrenen Konflikt zu lösen. Dem Freundeskreis wurde dabei vom Bürgervorsteher die Vermittlerposition übertragen.

Schließlich ist es dem Freundeskreis mit dieser Veranstaltung gelungen, mehr Transparenz zu schaffen und die Akteure in eine öffentliche Debatte einzubinden.

Alle Bilder von: Karin Brodowsky